Mit dem Viazul nach Bayamo

Da wir unser Ticket am Vorabend nicht mehr kaufen konnten, heißt es früh aufstehen. Um kurz vor fünf klingelt unser Wecker. Ricardo ist auch schon wach und wartet mit dem Moskovich bereits vor der Tür auf uns. Herzlich verabschieden wir uns von unserer Casa-Mama Celene und erfahren, dass der Sohn am 30. September Geburtstag hat und als Geschenk unsere Digitalkamera bekommen soll.

Pünktlich um 5:30 Uhr sind wir in der Viazul-Busstation und wollen unser Ticket kaufen. Ein Sicherheitsbeamter führt uns in den Warteraum und ist verwundert, dass noch kein Kollege am Ticketschalter sitzt. Dieser schläft noch im Nebenraum. Eine weitere Kollegin wird hinzugezogen, um den Schlafenden zu wecken, der einige Minuten später mit müden Augen und finsterem Blick vor uns steht. Murrend geht er aus dem Wartetraum, um sich erst mal die Zähne zu putzen. Gegen 5:50 Uhr öffnet er schließlich den Ticketschalter. Gespannt ob heute eine Internetverbindung zur Hauptstation hergestellt werden kann, warten wir ab. Mittlerweile haben sich mehrere Fahrgäste eingefunden, wir kaufen für 14 CUC zwei Tickets nach Bayamo und geben unser Gepäck auf. Nun heißt es warten.

Für den Kauf der Tickets benötigen wir übrigens unseren Reisepass – genau wie beim Geldwechseln und der Übernachtung in der Casa. Auf Kuba können Google & Co. aufgrund der fehlenden Netzabdeckung keine Daten abgreifen, dafür aber die kubanische Regierung. Der Staat weiß genau, wo wir wie viel Geld getauscht, wo übernachtet haben und wohin wir gefahren sind.

Nachdem auf dem Busbahnhof reges Treiben herrscht und immer wieder ein Bus Nacionales ankommt und fährt, warten wir weiter. Angeblich sind 90% der Busse in Kuba verspätet. Die deutsche Bahn lässt grüßen. Punkt 7 Uhr fährt ein weiterer Bus Nacionales vor, der den Viazul ersetzt und uns nach Bayamo bringen soll. Im Bus sind die Mosquitos noch in der Überzahl, aber die Klimaanlage funktioniert. „Bus Nacional“ vs. „Deutsche Bahn“ 1:0! Nach zwei Minuten Busfahrt steht es 1:1 bei der Mosquito-Jagd.

Über schlechte Straßen geht die wacklige Fahrt durch die grüne Landschaft und kleine Ortschaften. Der Tag auf Kuba beginnt: Die Schulkinder lassen sich durch ihre Uniformen sehr gut erkennen und auch viele Erwachsene machen sich auf zur Arbeit und kaufen sich an Markständen noch ein Frühstück. Nach ca. 90 Minuten erreichen wir das belebte Städtchen Contramaestre, wo viele Pferdekutschen unterwegs sind. Unterwegs sehen wir verschiedene Friedhöfe mit oberirdischen Gräbern ganz in Weiß gehalten. Weitere 30 Minuten später erreichen wir das Örtchen Santa Rita und der Mosquito-Friedhof im Bus ist mittlerweile auf 11 angewachsen. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir den Busparkplatz in Bayamo.

Wir sind noch nicht komplett aus dem Bus gestiegen und sind überrascht als aus der Wartehalle unsere Namen gerufen werden. Alejandro und sein Freund bringen uns mit dem Bici Taxi zu unserer Casa. Auf dem Weg dahin fragt er uns in gutem Englisch nach unseren weiteren Plänen und bietet natürlich direkt seine Dienste an. Noch etwas geschlaucht von der Fahrt und überrumpelt von den vielen Eindrücken, nehmen wir kurzentschlossen an und verabreden uns für den nächsten Tag zu einem Ausflug nach Santo Domingo.

Angekommen in der Casa werden wir von Norma, der Dame des Hauses in Empfang genommen. Hier wird nur spanisch gesprochen und so verständigen wir uns mit ein paar gelernten Vokabeln, bringen unsere Rucksäcke aufs Zimmer und entscheiden uns für einen Stadtbummel in Bayamo.

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