Filmset Hobbingen im Auenland
Für „Der Herr der Ringe“- und „Hobbit“-Fans gehört ein Besuch von Hobbingen (Hobbiton) bei einem Urlaub auf Neuseelands Nordinsel zum Pflichtprogramm. So machen wir uns auf den Weg in die Waikato Region nach Matamata, wo für die Trilogie der beiden Filme das Hobbit-Dorf im Auenland (Shire) geschaffen wurde.
Schon eine halbe Stunde bevor wir unser Ziel erreichen, nehmen wir die Landschaft aus den Filmen um uns herum wahr. Grüne Hügel, saftige Wiesen und alte knorrige Bäume. Kein Wunder, dass der Regisseur und Filmproduzent Peter Jackson sich dieses schöne Fleckchen Erde als Drehort ausgesucht hat.
Wir starten unsere Hobbingen-Tour am “The Shires Rest Café” gegen 10.45 Uhr. Mit dem Bus fahren wir zehn Minuten durch die traumhafte Landschaft, vorbei an der Schmink- und Cateringwiese, bis wir das Filmset erreichen.
Die Gestaltung von Hobbiton dauerte ganze neun Monate. Wenn man bedenkt, dass die Dreharbeiten dort lediglich zwölf Tage liefen, erscheint der Aufwand enorm. Die Szenen für das Innenleben der Höhlen wurden in den Jackson-Studions in Wellington gedreht. Insgesamt wurden 44 Hobbit-Höhlen mit wasserdichten Dächern geschaffen. Fünf Höhlen dienten lediglich als Absicherung. Peter Jackson wollte die Einzigartigkeit der Höhlen beibehalten und keine der Hobbit-Höhlen ein weiteres Mal für ein anderes Szenenbild verwenden. Die fünf zusätzlichen Höhlen kamen allerdings nie zum Einsatz.
Gemüsegarten der Hobbits
Der Rundgang beginnt im Kräuter- und Gemüsegarten von Hobbingen. Hier wächst tatsächlich echtes, essbares Gemüse, wie Kürbis, Kohlrabi, Zucchini und Karotten aber auch Kamille und Kapuzinerkresse ist zu sehen. Das Gemüse wird im Wirtshaus des Filmsets „The Green Dragon Inn“ zu verschiedenen Leckereien verarbeitet. Das „Green Dragon Inn“ ist eine detailgetreue Nachbildung des Wirtshauses im Film.
Am Froschteich (the frog pond) neben dem Gemüsegarten erwartet uns eine kleine Anekdote zu den Dreharbeiten. Der eigens für das Filmset angelegte Teich erfreute sich rascher Beliebtheit bei echten Fröschen. Da diese allerdings während der Dreharbeiten so laut quakten, wurden diese kurzerhand umgesiedelt. Am Morgen sammelte man die Frösche ein und setzte sie drei Kilometer vom Filmset entfernt in einem Tümpel wieder aus. Dort gefiel es den grünen Freunden allerdings nicht so gut wie in Hobbiton und so wanderten diese nachts wieder zurück ins Auenland. Das Spektakel wiederholte sich Tag für Tag und Nacht für Nacht.
Rundweg durch das Hobbit-Dorf
Der Rundweg durch Hobbiton führt uns vorbei an verschiedenen Hobbit-Höhlen mit blauen, gelben oder roten Türen. Im gesamten Hobbit-Dorf ist viel Liebe zum Detail erkennbar. Vor jedem Hobbit-Haus ist ein handbemalter Briefkasten zu finden, der auf die Interessen (Blumen, Vögel, …) des Hobbits hinweist, der dort wohnt. Auch handbemalte Blumenkästen und liebevoll gestaltete Vorgärten mit Lavendel, Sonnenblumen und Mohn sind zu sehen. Vor manchen Höhlen stehen Leitern und Schubkarren oder ein gedeckter Tisch. Das ganze Dorf wirkt sehr authentisch und man fühlt sich zu jeder Zeit in den Film versetzt.
Zur Hobbit-Höhle „Bag End“
Doch alle sind gespannt auf die wohl bekannteste Hobbit-Höhle mit der grünen runden Tür: „Bag End“ – das Zuhause von Bilbo Beutlin (engl.: Baggins) und seinem Neffen Frodo Beutlin. Im ersten Teil des Films „Der Hobbit“ hat Bilbo Beutlin den Ring gefunden, womit das große Abenteuer begann. Später übergibt er den Ring an Frodo der in „Der Herr der Ringe“ die Aufgabe bekommt, den Ring zu vernichten. Die Höhle von Bilbo ist die Größte in Hobbingen und hat als einzige drei Kamine. Die Kamine sind typisch für das Zuhause der Hobbits.
Auf der Höhle von Bilbo Beutlin machen wir eine interessante Entdeckung. Ein irgendwie grünerer Baum ist dort zu sehen. Unser Guide erzählt uns auch hier eine nette Geschichte: An dieser Stelle stand vor der Erschaffung von Hobbingen ein abgestorbener Baumstumpf. Mit Hilfe von verschiedenen Materialien, u. a. Silikon wurde dem toten Baumstumpf wieder Leben eingehaucht und es entstand ein wunderschöner grüner Eichenbaum. Man importierte sogar künstliche Blätter aus Taiwan, die an dem Baum angebracht wurden.
Als Peter Jackson nach einigen Wochen Abwesenheit vom Drehort den Baum sah, bemerkte er dass die künstlichen Blätter auf ganz natürlichem Wege von der Sonne ausgeblichen waren. Kurzerhand wurden Studenten angeheuert, die sechs Tage lang jedes einzelne Blatt grün anmalten, bis der Regisseur zufrieden war. Was ein Aufwand für 20 Sekunden Filmmaterial, auf dem der Baum letztendlich zu sehen ist.
Von Bilbos Höhle auf dem grünen Berg haben wir einen fantastischen Ausblick auf fast das gesamte Hobbiton-Filmset:
Hobbit-Festwiese
Wir erreichen mit der Festwiese und dem Partybaum den nächsten Schauplatz. Hier feierte Bilbo Beutlin seinen 111. Geburtstag, bevor er nach seiner Rede aus dem Auenland verschwand, indem er sich den Ring über den Finger steckte. Hier haben auch die frechen Hobbits vorzeitig das Feuerwerk von Gandalf entzündet. Der Partybaum war für Peter Jackson der ausschlaggebende Grund die Alexander Farm in Matamata als Drehort für Hobbingen auszusuchen. Er hatte nach genau solch einer Kulisse gesucht: eine große Pinie an einem See (welcher übrigens bereits um 1940 angelegt wurde). Zwölf andere Locations, die der Produzent bereits ins Auge gefasst hatte, bekamen eine Absage.
Unsere zweistündige Tour durch Hobbingen führt vorbei an der alten Mühle (von Timm Sandigmann) am Fluss und endet schließlich im Wirtshaus „Grüner Drache“ (Green Dragon Inn). Hier haben Merry und Pippin nach der gewonnen Schlacht von Helms Klamm ein Trinklied über das Wirtshaus gesungen. Das Gasthaus kann übrigens gemietet werden. Wir haben die Möglichkeit hier eine kleine Hobbit würdige Stärkung zu genießen und am See mit Blick auf Hobbiton die Eindrücke wirken zu lassen.
Unser Fazit von Hobbingen:
Das Filmset Hobbingen in Matamata zu besuchen war für uns eine sehr interessante Erfahrung. Man erkennt wie viel Detailarbeit in der Gestaltung der vielen Hobbit-Höhlen und des Dorfes steckt. Unser freundlicher Guide zeigte viel Geduld bei den Fotostopps (einige Besucher haben sich vor jeder Höhle in allen Posen fotografiert!) und untermauerte die Tour mit vielen interessanten Geschichten rundum Dreharbeiten und Entstehung des Filmsets. Welche Anekdoten wirklich stimmen und welche ausgeschmückt wurden, lässt sich schwer überprüfen.
Wer sich nicht von den vielen Besuchern am Set abschrecken lässt, hat die Chance einen einzigartigen Eindruck vom Filmset zu bekommen und für zwei Stunden Teil der Hobbit-Welt zu sein, zumal alle anderen Drehorte vertragsgemäß wieder in ihren Ursprungszustand zurückversetzt worden sind.
Für die richtigen Freaks: Angeblich hat in Hobbingen ein Pärchen aus Großbritannien geheiratet. Die Zeremonie fand unter dem Partybaum auf der Festwiese statt.
Eine weitere Idee für eine Touristenattraktion aus „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ haben wir auch schon: Mit den Weinfässern aus der Elbenfestung fliehen und den Fluss bis zum „Langen See“ raften …