Ein Einblick – das Leben auf Kuba

Nachdem uns der Regen bei unserem Stadtbummel durch Cienfuegos überrascht hat und wir klatschnass zu Hause angekommen sind, bekommen wir nach unserem Abendessen in einem dreistündigen Gespräch mit unserer Casa Mama Ada einen Einblick in das Leben auf Kuba.

Es regnet immer noch. Ada mag den Regen nicht. Hier ist man es gewohnt abends draußen zu sitzen und mit den Nachbarn zu plaudern. Bei Regen sind alle in ihren Häusern. Doch man braucht den Regen auch. Erst vor kurzem kam es zu einer Wasserknappheit, so dass die Regierung mit LKWs durch die Straßen fuhr und Wasser verteilt hat. Im Haus von Ada gibt es einen Brunnen, daher ist sie nicht direkt von diesem Problem betroffen.

Wirtschaftliche Situation auf Kuba

Wovon allerdings nahezu alle Kubaner betroffen sind, ist die schlechte wirtschaftliche Situation. Ada ist eigentlich Lehrerin, sie hat unter anderem Englisch studiert. Sie hat auch einige Jahre als Lehrerin gearbeitet, doch das Gehalt ist zu niedrig. Daher hat sie in den letzten fünf Jahren das Haus stetig umgebaut, so dass sie bis November diesen Jahres insgesamt drei Zimmer zu vermieten hat. Denn als Casa-Wirtin weiß sie zumindest was sie ihrer Familie abends zu Essen geben kann, sagt sie. Die Leute, die im Büro arbeiten und mit ihrem Kopf denken müssen, denken am Tag viel darüber nach, was sie abends essen sollen.

Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass viele einen Nebenjob haben – selbst Ärzte, Spezialisten auf ihrem Gebiet. Sie erzählt von einem Nachbarn, der in Havanna als Kardiologe im Krankenhaus arbeitet und nebenbei Taxi fährt. Viele versuchen ins Ausland zu gehen. So auch eine Ärztin aus der Nachbarschaft, die in wenigen Tagen in die USA gehen wird. Sie hat ein Visum für fünf Jahre bekommen und will das Leben dort mal ansehen. Adas Schwester ist ebenfalls Ärztin. Sie lebt und arbeitet derzeit in Brasilien (Salvador). Sie will nicht mehr zurück, da das Leben in Brasilien besser ist.

Viele in Kuba zurückgebliebenen Familien profitieren davon, wenn ein Familienangehöriger das Land verlässt, um im Ausland Arbeit zu finden. Der Verdienst im Ausland ist höher und es ist typisch, die Familien in Kuba finanziell zu unterstützen.

Dengue-Fieber und die Bemühungen der Regierung

Adas Tochter Brenda ist krank. Sie hat sich den Magen verdorben und hat Fieber. Sie will aber nicht mit ihr ins Krankenhaus, da bei Fieber sofort der Verdacht auf Dengue-Fieber fallen würde und die Kleine vermutlich in Quarantäne gesteckt werden würde. Die Behandlung im Krankenhaus ist jedoch kostenlos und Medizin für die Kubaner gibt es sehr günstig zu kaufen.

Die Regierung unternimmt mittlerweile viel gegen Dengue-Fieber: Geschäfte und Wohnungen werden 1x wöchentlich begast (fumigacion), um die Mosquitos zu töten. Organisiert durch den Staat wird genau darüber Buch geführt, wann welches Haus und welches Geschäft unter Begasung stand. 30-45 Minuten lang dürfen die Bewohner dann nicht in ihr Haus zurück.

Die Kubaner und ihr Land

Ada war noch nie im Vinales Tal. Selbst das Reisen im eigenen Land ist für die Kubaner sehr teuer. Sie hat Familie in Santiago, die sie gerne besuchen würde, aber ein einfaches Ticket kostet 113 nationale Pesos (ca. 6 Euro). Ein kleines Vermögen für die Leute hier.

Angesprochen auf die amerikanischen Touristen, die bald in das Land strömen werden, antwortet sie mit einem Lächeln: sie glaubt das erst, wenn sie es sieht. Es wird Veränderungen geben, und auch sie hofft  – genau wie der Ranger in der Sierra Maestra – dass alltägliche Dinge einfacher zu kaufen und vor allem immer verfügbar sind. Teilweise ist z.b. kein Toilettenpapier vorrätig. Das erklärt auch, warum in ein paar Casas keines auf dem Zimmer war.

Sie sieht aber auch die vielen Vorteile des Lebens auf Kuba: es ist ein sehr sicheres Land mit nur weniger Kriminalität. Sie kann die Haustür offen lassen, ohne sich Gedanken zu machen und Brenda kann frei herumlaufen. Außerdem kümmert man sich hier umeinander. Man kennt die Nachbarn gut, anders wie in Deutschland, wo diese oft fremd sind.

Mittlerweile wurde in den Schulen wieder begonnen, Englisch zu unterrichten. Dies ist wichtig für die Kinder und die Zukunft des Lande, so Ada. Die Kinder in den Schulen tragen Uniformen. Je nach Alter in einer anderen Farbe. Die Uniformen sind Pflicht. Jedes Kind erhält vom Staat zwei Uniformen.

Casa-Mama Ada mit ihrer Tochter Brenda Brenda posiert für die Kamera Brendas Zimmer

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